Hintergrundinformation: Biolebensmittel sind fast rückstandsfrei

Mehr als 5,1 Millionen Analysenergebnisse zu 845 Wirkstoffen

Datum: 12.04.2012

Die Untersuchungseinrichtungen der amtlichen Lebensmittel- und Veterinärüberwachung der Bundesländer haben im Jahr 2010 insgesamt 17.585 Proben von Lebensmitteln pflanzlichen und tierischen Ursprungs sowie von Säuglings- und Kleinkindernahrung auf das Vorhandensein von Pflanzenschutzmittelrückständen untersucht. Dabei wurden mehr als 5,1 Millionen Analysenergebnisse zu 845 verschiedenen Wirkstoffen ermittelt. Im Durchschnitt wurde jede Probe auf 293 Wirkstoffe untersucht.

Unter den 17.585 Proben waren auch 367 Proben, denen konkrete Verdachtsmomente oder Beschwerden zugrunde lagen und die daher nicht in die folgenden Auswertungen eingegangen sind. Erwartungsgemäß war hier die Belastung höher.

Bei den am häufigsten kontrollierten Erzeugnissen handelte es sich um Erdbeeren (1.008 Proben), Äpfel (935 Proben) und Tafeltrauben (737 Proben), gefolgt von grünem Salat (687 Proben), Tomaten (661 Proben), Paprika (592 Proben) und Kartoffeln (505 Proben).

Insgesamt wurden im Jahr 2010 bei 41,4 Prozent (2009: 39,9 Prozent) der Proben keine Rückstände in quantifizierbaren Mengen gefunden. In 55,9 Prozent (2009: 57,2 Prozent) der Proben lagen die gefundenen Rückstände unterhalb der geltenden Rückstandshöchstgehalte, in 2,7 Prozent (2009: 2,9 Prozent) aller Proben überschritten die Rückstände den geltenden Höchstgehalt. In 1,7 Prozent (2009: 1,9 Prozent) der Fälle erfolgte eine Beanstandung.

Den höchsten Anteil an Proben ohne quantitativ messbare Rückstände von Pflanzenschutzmitteln weisen nach wie vor deutsche Erzeugnisse auf. Im Jahr 2010 konnten in 51,1 Prozent der Proben (2009: 46,2 Prozent) keine Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen werden. Bei Lebensmitteln aus anderen EU-Mitgliedsstaaten waren hingegen nur in 30,8 Prozent der untersuchten Proben (2009: 33,1 Prozent) keine Pflanzenschutzmittelrückstände quantitativ bestimmbar, in Erzeugnissen aus Drittländern in 31,7 Prozent der Proben (34,6 Prozent 2009).

Die Anzahl der von Deutschland aufgrund von Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln an das europäische Schnellwarnsystem (RASFF) übermittelten Meldungen aufgrund von Grenzzurückweisungen stieg im Jahr 2010 auf 20 Meldungen (2009: 3 Meldungen). Die Zunahme der Meldungen aufgrund von Grenzzurückweisungen im RASFF erfolgte mit Inkrafttreten der Verordnung (VO) (EG) Nr. 669/2009 zum 25. Januar 2010. Diese Verordnung sieht verstärkte Importkontrollen für Erzeugnisse nichttierischer Herkunft aus Drittländern in die Europäische Union aufgrund bekannter oder neu auftretender Risiken vor.

Biolebensmittel

Proben aus biologischem Anbau wiesen wie in den Vorjahren wesentlich weniger Pflanzenschutzmittelrückstände auf. Von den untersuchten 1.337 Bio-Proben (einschließlich Verdachts- und Beschwerdeproben) enthielten 79,9 Prozent (2009: 77,4 Prozent) keine Rückstände in quantitativ messbaren Mengen, während in 20,1 Prozent (2009: 22,6 Prozent) der Proben Rückstände mit meistens sehr geringen Gehalten auftraten. Nur bei 0,2 Prozent der Proben (wie im Vorjahr) lagen die gefundenen Rückstände über den Rückstandshöchstgehalten. Beanstandet wurde davon 0,1 Prozent der Proben.

Säuglingsnahrung

In 82,8 Prozent (2009: 85,9 Prozent) der untersuchten Proben bei Säuglings- und Kleinkindernahrung konnten keine Rückstände nachgewiesen werden. In 17,2 Prozent der Proben konnten Rückstände nachgewiesen werden; wovon eine Probe zu beanstandende Rückstände über dem Höchstgehalt aufwies. Daraus ergibt sich eine leicht negative Entwicklung im Vergleich zum Jahr 2009. Insgesamt ist die Rückstandssituation bei Säuglings- und Kleinkindernahrung dennoch als positiv zu werten. Bei den Proben, in denen Rückstände nachgewiesen werden konnten, handelt es sich überwiegend um Spuren von persistenten und ubiquitär nachweisbaren chlororganischen Insektiziden wie DDT, HCB und Lindan. Diese dürfen in Deutschland schon seit längerer Zeit nicht mehr angewendet werden. Allerdings führen Altlasten, vor allem im Boden, immer noch zu nachweisbaren Rückständen in den entsprechenden Lebensmitteln.

Lebensmittel tierischen Ursprungs

Bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs konnten in 65,7 Prozent der Proben keine Rückstände in quantitativ messbaren Mengen nachgewiesen werden. In den 34,3 Prozent der Proben mit Rückständen waren diese in der Regel sehr gering und es handelte sich wie bei Säuglingsnahrung in erster Linie um Spuren von ubiquitär verbreiteten, persistenten chlororganischen Insektiziden.

Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs

Die weitaus größte Anzahl an mit Rückständen belasteten Proben sind per se in der Lebensmittelgruppe Obst, Gemüse und andere pflanzliche Erzeugnisse mit 62,8 Prozent zu finden. Diese Lebensmittelgruppe stellt auch naturgemäß die Gruppe mit den meisten Proben dar (14.816 Proben). Es gab eine große Spannbreite von Lebensmitteln ohne bzw. mit wenigen Beanstandungen wie Kartoffeln, Birnen, Karotten bis hin zu sehr hohen Beanstandungsquoten von 10,4 Prozent bei Frischen Kräutern, 6,5 Prozent bei Paprika oder 5,9 Prozent bei Bohnen mit Hülsen.

Mehrfachrückstände

Mit 40,3 Prozent nahm gegenüber dem Vorjahr (2009: 39,8 Prozent) die Zahl der Proben, in denen mehr als ein Wirkstoff nachgewiesen wurde, leicht zu. Zu den Obst- und Gemüsesorten mit einem prozentual besonders hohen Anteil an Mehrfachrückständen zählten dabei Johannisbeeren, Grapefruits, Erdbeeren, Mandarinen, Tafeltrauben und Orangen.

Die Ursachen für das Auftreten von Mehrfachrückständen sind vielfältig. Möglich Einträge von Pflanzenschutzmitteln können in der gesamten Produktions- und Transportkette erfolgen. Angefangen von der Anwendung unterschiedlicher Wirkstoffe während der Wachstumsphase im Pflanzenbau zur Bekämpfung verschiedener Schadorganismen, bis hin zur Vermarktung, bei der kleinere Partien von verschiedenen Erzeugern, die unterschiedliche Wirkstoffe angewendet haben, zusammengefasst werden.

Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände

Alle Mitgliedstaaten der EU sind verpflichtet, die Ergebnisse ihrer nationalen Kontrollen auf Pflanzenschutzmittelrückstände an die Europäische Kommission, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die übrigen Mitgliedstaaten zu übermitteln.

Für Deutschland stellt das BVL die Untersuchungsergebnisse der Länder zusammen, wertet sie aus und veröffentlicht die Daten. Bei der Betrachtung dieser Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass sie größtenteils auf risikoorientiert gezogenen Proben basieren. Das heißt, dass Lebensmittel, die in der Vergangenheit auffällig geworden sind, häufiger und mit höheren Probenzahlen untersucht werden als solche, bei denen aus Erfahrung keine erhöhten Rückstandsbelastungen zu erwarten sind. Dadurch ist der Anteil an Proben, bei denen Pflanzenschutzmittelrückstände festgestellt werden, überproportional groß. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die durchschnittliche Belastung von Lebensmitteln mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln deutlich niedriger ist.

Ausgabejahr 2012
Datum 12.04.2012

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