Anteil von Lebensmitteln mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln bleibt 2003 zu hoch

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit legt „Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittel 2003“ vor

Datum: 11.03.2005

Der Anteil von Lebensmitteln, die mit Rückständen aus Pflanzenschutzmitteln belastet sind, hat im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen. Dies ist das Ergebnis der „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittel“, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) jetzt für das Berichtsjahr 2003 vorgelegt hat. Danach wurden im Jahr 2003 in 57,1 Prozent der untersuchten Proben Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 5,2 Prozent.

Entsprechend fiel der Anteil unbelasteten Obstes, Gemüses und Getreides: Während im Vorjahr noch 45,7 Prozent der Proben keine quantifizierbaren Rückstände enthielten, wurden 2003 in nur 42,9 Prozent keine Rückstände angetroffen. Der Anteil der Proben mit Gehalten oberhalb der Höchstmengen ging mit 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück (2002: 7,3%). Zu den 2003 am stärksten belasteten Obst- und Gemüsesorten gehörten Paprika, Salat, Birne, Pfirsich und Tafeltraube. Fleisch, Fleischerzeugnisse und Milchprodukte sowie Grundnahrungsmittel wie Getreide und Kartoffeln waren 2003 nur gering mit Pflanzenschutzmittelrückständen belastet. Die Erhöhung des Anteils von Lebensmitteln mit Pflanzenschutzmittelrückständen führt das BVL auf eine Reihe möglicher Faktoren zurück. Die Lebensmittelüberwachung der Bundesländer hat im Jahr 2003 verstärkt Lebensmittel auf neue Pflanzenschutzmittelwirkstoffe untersucht. Das BVL analysiert deshalb die Ergebnisse aus dem Jahr 2003 darauf, ob das im Vergleich zu den Vorjahren erweiterte Spektrum untersuchter Pflanzenschutzmittel zu dem häufigeren Nachweis von Rückständen geführt hat.

Eine andere mögliche Ursache liegt in der Zunahme des weltweiten Handels mit Obst, Gemüse, Getreide und Lebensmitteln tierischer Herkunft. Deshalb prüft das BVL auch, ob der erhöhte Anteil an Lebensmitteln, in denen Pflanzenschutzmittel nachgewiesen wurden, Importen zugeordnet werden kann. Das BVL geht ferner der Möglichkeit nach, dass Veränderungen bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln für den Anstieg verantwortlich sind. In 4246 Proben bzw. 33,0 Prozent der Proben wurde mehr als ein Rückstand gefunden. Der Anteil von Mehrfachrückständen blieb damit im Vergleich zum Vorjahr praktisch gleich (2002: 32,8%). Gründe für Mehrfachrückstände können die Zusammensetzung einer Probe aus Bestandteilen unterschiedlicher Partien oder ein gezielter Wirkstoffwechsel sein, um der Entwicklung von Resistenzen bei Schaderregern entgegen zu wirken. Das BVL hält es aber auch für möglich, dass die gute landwirtschaftliche Praxis bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln von einigen Anwendern nicht beachtet wurde. Für die Bewertung von Mehrfachrückständen gibt es noch kein allgemein akzeptiertes Modell. Das BVL favorisiert hierfür die Verwendung von sehr empfindlichen biologischen Tests, mit denen gegebenenfalls auftretende gesundheitliche Wirkungen aufgrund der in einer Probe enthaltenen Rückstände gemessen werden können. Es wird dieser grundsätzlichen Fragestellung mit einer Arbeitsgruppe nachgehen, die nach § 35 des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes beim BVL eingerichtet werden kann.

Als beispielhaft sieht das BVL die Zusammenarbeit zwischen der Landwirtschaft und den Herstellern von Säuglings- und Kleinkindernahrung an. In diesem Marktsegment wurden keine Überschreitungen der Höchstmengen festgestellt. Eine gute Abstimmung zwischen landwirtschaftlichen Erzeugern, der Lebensmittelindustrie und dem Handel, zum Beispiel in der Form eines Vertragsanbaus, kann deshalb auch in anderen Bereichen ein geeignetes Mittel sein, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf den notwendigen Umfang zu beschränken. Im Jahr 2003 wurden in Deutschland insgesamt 12874 Proben auf ein Spektrum von 545 Pflanzenschutzmittelwirkstoffen untersucht, wobei nicht jede Probe auf das gesamte Stoffspektrum untersucht wurde. Damit flossen im Vergleich zum Vorjahr rund 50 Prozent mehr Daten (2002: 8738 untersuchte Proben) in die Nationale Berichterstattung ein. Die Daten des BVL stammen aus der amtlichen Lebensmittelüberwachung der Bundesländer sowie aus dem Lebensmittelmonitoring. Im Rahmen der „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände“ werden Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs, einschließlich Obst und Gemüse, Getreide sowie Lebensmittel tierischen Ursprungs (Fleisch, Fleischerzeugnisse, Molkereiprodukte, etc.) unter-sucht. Die Ergebnisse werden an die Europäische Kommission übermittelt.

Hintergrundinformation zum BVL

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Mit der Zuständigkeit für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Tierarzneimitteln und gentechnisch veränderten Organismen trägt das BVL eine große Verantwortung für den gesundheitlichen Verbraucherschutz. Im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit übernimmt das BVL Managementaufgaben und koordiniert bei bestimmten Aufgaben die Zusammenarbeit zwischen dem Bund und den Bundesländern. Im BVL engagieren sich rund 400 Mitarbeiter für sichere Lebensmittel und einen umfassenden Verbraucherschutz.

Ausgabejahr 2005
Datum 11.03.2005

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