Gentechnisch veränderte Petunien auch in Deutschland - Untersuchungsbehörden bestätigen finnische Ergebnisse

Datum: 22.05.2017

Im April 2017 hat die finnische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Evira) gentechnische Veränderungen in orangeblühenden Petunien verschiedener Handelsnamen nachgewiesen (siehe auch Fachmeldung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vom 04.05.2017). Die Überwachungsbehörden einiger Bundesländer haben Probenahmen in mehreren deutschen Betrieben entlang der Erzeugerkette angeordnet. In Laboruntersuchungen (PCR-Analysen) wurde geprüft, ob gentechnisch veränderte DNA-Abschnitte in den Proben nachweisbar sind. Die deutschen Länderbehörden stellten mittlerweile gentechnische Veränderungen in 6 der in Finnland identifizierten Petunien sowie in weiteren Petunien mit anderen Handels- bzw. Züchternamen fest. Die betroffenen Betriebe (Händler, Vermehrungsbetriebe oder Züchter) in Deutschland, die diese Petunien in ihrem Sortiment haben, sind angewiesen worden, die Pflanzen aus dem Verkehr zu nehmen und zu vernichten. Sie haben ihre Lieferanten und Abnehmer über die Befunde informiert.

Die in Finnland identifizierten Petunien stammen aus Deutschland und aus den Niederlanden. Auch in den Niederlanden wurden die finnischen Ergebnisse für drei Sorten mittlerweile bestätigt. In weiteren Petunien mit anderen Handelsnamen wurden ebenfalls gentechnische Veränderungen identifiziert. Die Namen (Handels-, Züchter- oder Sortennamen) der in Deutschland und den Niederlanden identifizierten gentechnisch veränderten Petunien sind in Tabelle 1 aufgelistet.

Am 16.05.2017 informierte das US amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) über Untersuchungen von orange, rot und lila blühenden Petunien. In mehreren auf dem Markt befindlichen Sorten wurden gentechnische Veränderungen identifiziert. Da diese Sorten auch in den USA keine Genehmigung haben, wurde der Handel als auch die Züchter aufgefordert, die betroffenen Petuniensorten aus dem Vertrieb zurückzuziehen bzw. zu vernichten.

Als Quelle der gentechnischen Veränderung werden aktuell mehrere Entwicklungswege verfolgt. Eine abschließende Erkenntnis liegt noch nicht vor. Nachgewiesen wurden bisher einige in gentechnisch veränderten Pflanzen häufig vorkommende Elemente (P-35S, P-nos, T-35S), ein Selektionsmarker (nptII) bzw. ein Konstrukt aus diesen (P-nos/nptII). Daneben konnte auch ein Konstrukt mit P-35S und einem Mais-Gen (A1) amplifiziert werden. Für den PCR-Nachweis stehen validierte amtliche Untersuchungsverfahren (§28b GenTG) zur Verfügung (Tabelle 2). Untersuchungen zur molekularen Charakterisierung und Identifizierung des Ursprungs der gentechnisch veränderten Petunien sind weiterhin in Gang.

Das BVL stimmt mit weiteren zuständigen Behörden in der Bewertung überein, dass die aktuell verfügbaren Informationen keinen Anlass geben, aus dem Vorkommen der gentechnisch veränderten Petunien auf dem Markt Risiken für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt abzuleiten. Bei Petunien handelt es sich um einjährige Zierpflanzen. Weder die Pflanzen noch das Saatgut sind winterhart.

Über wichtige Entwicklungen zu diesem Vorgang wird das BVL weiter informieren.


Tabelle 1: In der Tabelle werden die gv Petunien gelistet, in denen bei Untersuchungen in Deutschland und den Niederlanden gentechnische Veränderungen nachgewiesen wurden (Analyseberichte liegen dem BVL vor). Namen weiterer gv Petunien, die in anderen EU-Mitgliedstaaten oder Drittstaaten identifiziert wurden, sind in dieser Tabelle nicht enthalten. (Stand 04.07.2017)

Handels-, Züchter- oder Sortennamen
1African Sunset
2Bingo Coral Blast
3Big Deal Freaky Fuchsia
4Big Deal Salmon Shimmer
5Bingo Cherry Pop
6Bingo Mandarin
7Bingo Orange
8Bingo Orange Morn
9Bingo Red Improved
10Blast Rose
11Bonnie Orange
12Bonnie Orange 15
13Capella Red
14Cascadias Red Lips
15Charms Flame 2-140
16Colorworks Homare
17Crazytunia Cherry Cheesecake
18Crazytunia Citrus Twist
19Crazytunia Kabloom
20Crazytunia Maniac Pink
21Crazytunia Sparky Improved
22Crazytunia Star Jubilee
23Crazytunia Swiss Dancer
24Draysalmon
25Famous Electric Orange
26GN2012-01 Type Homare
27Go!Tunia Orange
28GS Hellorange
29Happy Classic Orange Morn O-65
30Happy Classic Yellow Orange Stripes O-82
31Hells Bells Orange
32Hells Fruit Punch
33Hells Glow
34Lipstick
35Maui Sands
36Mini Blast Rose/Supertunia Rose Blast Charm
37My Love Orange
38Orange Star
39Orange Yellow Center 749 (07336)
40Orange Yellow Zone 225
41Pegasus Orange
42Pegasus Orange Morn
43Pegasus Table Orange
44Pegasus Table Red Star
45Peppy Cerise, Art.-Nr. 40693
46Peppy Red, Art.-Nr. 40395
47Perfectunia Mandarin
48Perfectunia Orange
49Perfectunia Orange Morn
50Perfectunia Red Improved
51Potunia Plus Papaya
52Potunia Red, Art.-Nr. 40673
53Potunia Plus Red, Art.-Nr. 40302
54Potunia Plus Neon-Violet, Art.-Nr. 41371
55Raspberry Blast/Supertunia Raspberry Blast
56Ray Salmon
57Salmon Ray
58Sanguna Salmon
59Sentunia (2.0) Gshell Orange Nr. 11-45
60Sentunia 2.0 Rose Coral 315
61Stars Yellow Orange
62Supertunia Flamingo
63Surprise Red 2017, Art.-Nr. 40794
64Sweetunia Hot Pink, Art.-Nr. 40572
65Viva Orange
66Viva Fire
67Viva Orange Vein



Tabelle 2: Amtliche Untersuchungsverfahren zum Nachweis von gv-Petunien (Stand 17.05.2017)

Genetisches Element bzw. KonstruktAmtliches Untersuchungsverfahren / ISO Norm
Promotor aus dem Blumenkohlmosaikvirus (P-35S)

G 30.40-3 (§ 28b GenTG; entspricht L 00.00-122)

L 00.00-122 (§ 64 LFGB)

DIN EN ISO 21570 Annex B2

Promotor des Nopalinsynthase-Gens aus Agrobacterium tumefaciens (P-nos)

G 30.40-7 (§ 28b GenTG; entspricht L 00.00-141)

L 00.00-141 (§ 64 LFGB)

ISO 21569-4 (entspricht G 30.40-7)

Konstrukt bestehend aus P-nos und dem Neomycin-Phosphotransferase-Gen (nptII) aus Escherichia coli (P-nos/nptII)

G 30.40-8 (§ 28b GenTG; entspricht L 00.00-142)

L 00.00-142 (§ 64 LFGB)

ISO 21569-4 (entspricht L 00.00-142)

PCR-Nachweis Pflanzenspezifischer

Gensequenzen

L 24.01-1 (§ 64 LFGB)

DIN EN ISO 21569 A2 (entspricht L 24.01-1)

Actin Nachweis (Laube et al.,2010)

Ausgabejahr 2017
Datum 22.05.2017

Pressekontakt

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
Presse und Öffentlichkeitsarbeit • Gerichtstraße 49 • 13347 Berlin
Telefon: 030 18444 -88250 • Fax: 030 18444 -89999
E-Mail Adresse: presse@bvl.bund.de