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Ferntransport von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen über die Luft

Pflanzenschutzmittel und deren Wirkstoffe können z. B. durch Verflüchtigung und Staubverwehung auf nicht behandelte Flächen auch in größerer Entfernung gelangen. Das BVL hat daher im Jahr 2020 ein Gutachten (Machbarkeitsanalyse) zur Darstellung und Erörterung der Verfrachtungsproblematik erstellen lassen. Ein Ergebnis war der Vorschlag für ein bundesweites Monitoring zur Verfrachtung von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen über die Luft. Eines der Ziele dieses Monitorings soll sein, belastbare Informationen für die Berücksichtigung der Verfrachtung in den Zulassungsverfahren, u. a. für ein verbessertes und effizienteres Risikomanagement, zu erlangen.

Als ersten Schritt hat das BVL eine Vorstudie zur Identifizierung von geeigneten Standorten für ein staatliches Monitoring durchführen lassen. Die Vorstudie liefert konkrete Vorschläge für ein Monitoring der Verfrachtung und Deposition von Pflanzenschutzmitteln nach fachgerechter Anwendung. Mithilfe einer Geodatenanalyse wurden mögliche Monitoringgebiete identifiziert (siehe unten). Die hierbei verwendeten Daten umfassen die Landschaftstypen Deutschlands, den Atlas zur Agrarstatistik, die Behandlungsintensität mit Pflanzenschutzmitteln aus Daten des Julius Kühn-Instituts und des Thünen-Instituts, die Wettersituation an den Standorten und die Abstände zu Anwendungsflächen.

Die öffentliche Version des Ergebnisberichts der Vorstudie wurde um einige Informationen, wie z.B. Kostenschätzungen und persönliche Kontaktdaten, bereinigt.

Kurzfassung der Ergebnisse der Geodatenanalyse

Im Ergebnis der Vorstudie wird empfohlen, für ein repräsentatives Luft-Monitoring verschiedene repräsentative Klima-und Agrarräume in Deutschland zu untersuchen. Dafür wurden anhand von Klimadaten verschiedene Klimaräume ermittelt. Weiterhin wurde Deutschland in verschiedene Regionen in Abhängigkeit der Behandlungsintensität durch Pflanzenschutzmittel unterteilt. In einem repräsentativen Luft-Monitoring sollten mindestens fünf repräsentative Kombinationen aus Klimaraum (KR) und Behandlungsintensität (BI) untersucht werden.

Für die Messstationen innerhalb dieser BI/KR-Kombinationen sollten drei Entfernungsklassen abgedeckt sein:

  • „Nahbereich“ < 100 m,
  • „mittlerer Entfernungsbereich“ 100 – 1000 m,
  • „Fernbereich“ > 1000 m.

Hierbei werden zur nächsten Agrarfläche in Hauptwindrichtung je zwei Stationen pro Entfernungsklasse für diese fünf repräsentativen BI/KR-Kombinationen vorgeschlagen. Damit werden mindestens 30 Messstationen benötigt.

Dabei ist folgende Messtechnik je Messstation vorgesehen:

  • Bulksammler (Gesamtdeposition pro m2): Erfassung der Gesamtdeposition (trockene und nasse Deposition zeitgleich pro m2)
  • Aktiver Luftsammler: Bestimmung der Konzentration von Pflanzenschutmittel-Wirkstoffen in der Luft pro m3
  • Beprobungsstelle für Pflanzen (Grünkohl als repräsentative Kulturpflanze): Abschätzung der Exposition der Nicht-Zielpflanzenbelastung
  • Beprobungsstelle für Bodendeposition (Bodenoberfläche): Abschätzung der Exposition für Arthropoden bzw. Bodenorganismen

Um ein möglichst kostengünstiges und effizientes Monitoring zu ermöglichen, werden BI/KR-Kombinationen vorgeschlagen, welche an das Agrarmeteorologische Messnetz und in bereits vorhandenen Luftmonitoring-Messnetzen einzelner Bundesländer angebunden sind. Somit kann eine bereits vorhandene Infrastruktur genutzt werden.

Nächste Schritte

Zunächst wird eine praktische Beispielstudie in einem ausgewählten Bundesland durchgeführt. Details hierzu (Bundesland, Zeitraum) werden derzeit abgestimmt.