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Antibiotikaresistenzen

Sind Bakterien der Wirkung eines Antibiotikums ausgesetzt, können sie Abwehrstrategien entwickeln –
sogenannte Antibiotikaresistenzen. - Wenn wir die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen begrenzen wollen, dürfen wir Bakterien möglichst wenig mit Antibiotika in Kontakt kommen lassen.

Wir möchten Ihnen auf dieser ersten Seite einen Überblick über die Entstehung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen geben. Dazu erklären wir zunächst einige wichtige Begriffe und Zusammenhänge. Auf den weiteren Seiten erfahren Sie dann, warum Antibiotikaresistenzen für Sie als Besitzer von Klein- und Hobbytieren oder als Verbraucher von Lebensmitteln tierischen Ursprungs von Bedeutung sind. Wir informieren Sie darüber, wie Sie dazu beitragen können, dass Antibiotika möglichst nicht in die Umwelt gelangen. Zudem erläutern wir, welche Maßnahmen wir im BVL durchführen und an welchen Programmen wir maßgeblich beteiligt sind, um das Auftreten von Resistenzen im Bereich der Tiermedizin zu begrenzen.

Begriffe

Antibiotika

Unter dem Begriff Antibiotika wird eine Gruppe von Wirkstoffen zusammengefasst, die Bakterien in ihrem Wachstum hemmen oder abtöten. Sie werden daher zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionskrankheiten eingesetzt. Gegenüber anderen Krankheitserregern, wie zum Beispiel Viren oder den meisten Parasiten, sind Antibiotika unwirksam.

Antibiotikaresistenz

Eine Antibiotikaresistenz ist die Abwehrstrategie eines Bakteriums gegen die es schädigende Wirkung eines Antibiotikums.

Kommensale

Dies sind nicht-krankmachende Bakterien, die im und am Körper der Menschen und Tiere vorkommen.

Selektionsdruck

Unter diesem Begriff verstehen sich Umweltbedingungen, die das Überleben einer Population beeinflussen und dadurch Anpassungen hervorrufen. Sind Bakterien zum Beispiel dem Selektionsdruck ausgesetzt, den ein Antibiotikum ausübt, können sie Abwehrstrategien entwickeln - also in diesem Fall Antibiotikaresistenzen. Solange der Selektionsdruck wirkt, können sich die resistenten Bakterien bevorzugt vermehren und so die Resistenz verbreiten.


Die Entdeckung der Antibiotika

Die Entdeckung der Antibiotika revolutionierte im 20. Jahrhundert die Medizin. Es war Sir Alexander Fleming, der im Jahre 1928 herausfand, dass Schimmelpilze der Gattung Penicillium Bakterien abtöten. Die Substanz, die diese Wirkung verübte, nannte er Penicillin. Seither wurden viele weitere antibakteriell wirksame Substanzen entdeckt und entwickelt. Durch sie können bakterielle Infektionskrankheiten, gegen die es zuvor keine Arzneimittel gab, wirksam behandelt werden. Der resultierende häufige Einsatz von Antibiotika in der Human- und Tiermedizin sowie in der Landwirtschaft ist allerdings nicht ohne Folgen geblieben. Bereits kurze Zeit nach der ersten Verwendung von Antibiotika musste festgestellt werden, dass manche Bakterien sich weiterhin vermehren, obwohl das Antibiotikum sie eigentlich im Wachstum hemmen oder abtöten sollte. Es war zur Ausbildung von Antibiotikaresistenzen gekommen. Medizinisch sind resistente Bakterien bedeutsam, weil Infektionen durch sie schwerere und längere Krankheitsverläufe zur Folge haben können und unter Umständen bis zum Tode führen.

Viele Wirkstoffe unserer heutigen Antibiotika sind natürlichen Ursprungs, weshalb auch natürlicherweise Resistenzen gegen diese Wirkstoffe in der Umwelt auftreten - unabhängig davon, ob sie medizinisch eingesetzt werden. Die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Umwelt kann aber verstärkt werden, wenn Antibiotika in die Umwelt eingetragen werden. Geschehen kann dies beispielsweise aus Fabriken, in denen Antibiotika produziert werden, über das Abwasser, aus Tierhaltungen, durch eine unsachgemäße Abfallentsorgung oder das Ausbringen von antibiotikahaltigen Pflanzenschutzmitteln.

Der umsichtige Einsatz von Antibiotika

Die Entstehung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen wird aufgrund des entstehenden Selektionsdrucks bei jeder Anwendung eines Antibiotikums gefördert. Um auch in Zukunft wirksame Antibiotika zur Verfügung zu haben, dürfen wir Bakterien daher möglichst wenig mit Antibiotika in Kontakt kommen lassen - im Menschen, im Tier und in der Umwelt. Es ist wichtig, Antibiotika nur entsprechend der folgenden Kriterien einzusetzen:

  • Antibiotika dürfen nur dann angewendet werden, wenn sie wirklich notwendig sind. Dies ist ausschließlich bei bakteriellen und bei bestimmten parasitären Infektionskrankheiten der Fall!
  • Die Wahl des Antibiotikums muss vorhandene Resistenzen des krankmachenden Bakteriums berücksichtigen. Ansonsten wirkt das Antibiotikum möglicherweise gar nicht, sondern fördert lediglich die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen.
  • Ein Antibiotikum wirkt niemals einzig und allein auf das Bakterium, welches die Krankheit hervorruft. Es muss daher ein Antibiotikum eingesetzt werden, das möglichst wenig auch auf andere Arten von Bakterien (Kommensale) wirkt.

Antibiotika mit kritischer Bedeutung für den Menschen

Spezielle Umsicht erfordert der Einsatz von Antibiotika, die entsprechend der Einstufung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von besonders kritischer Bedeutung für den Menschen sind, die so genannten „Highest Priority Critically Important Antimicrobials“. Das heißt, dass sie bei bestimmten bakteriellen Infektionskrankheiten des Menschen aufgrund der Ausbildung von Resistenzen die letzte verbleibende Behandlungsmöglichkeit sein können. Sie sollten daher nur dann angewendet werden, wenn ihre Wirksamkeit anzunehmen ist und eine Behandlung mit anderen Wirkstoffen nicht möglich ist. Dies betrifft die folgenden Wirkstoffe, die auch tiermedizinisch relevant sind:

  • Cephalosporine der 3. und 4. Generation
  • Fluorchinolone
  • Makrolide
  • Polymyxine (Untergruppe der Polypeptide, insbesondere der Wirkstoff Colistin)