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OPSON XII (2022/2023) - Verfälschungen bei Sonnenblumenöl und sonnenblumenölhaltigen Erzeugnissen

Seit nunmehr zwölf Jahren gehen Behörden mit den weltweit von Europol und INTERPOL koordinierten OPSON Operationen gegen Lebensmittelbetrug vor. An der Aktion im Jahr 2022/2023 haben sich insgesamt 25 Staaten mit individuellen Untersuchungszielen an OPSON XII beteiligt.

Die übergeordneten Ziele der jährlich stattfindenden Aktion sind dabei unverändert das gezielte Vorgehen gegen gefälschte und minderwertige Lebensmittel und der Aufbau und die Stärkung der zwischenbehördlichen Zusammenarbeit der für die Lebensmittelüberwachung und den Verbraucherschutz zuständigen Behörden mit den Strafverfolgungsbehörden und dem Zoll, sowohl auf nationaler, europäischer als auch internationaler Ebene.

Europäische Schwerpunktaktionen bei OPSON XII

Das Bild zeigt, wie eine Flasche Sonnenblumenöl in ein Glasgefäß entleert wird. Quelle: New Africa - stock.adobe.com

OPSON XII bot die Möglichkeit, sich an drei staatenübergreifenden Schwerpunktaktionen engl. „Targeted Actions“ (TA) zu beteiligen. Europol koordinierte die Schwerpunktaktion zum Schutz von geografischen Herkunftsangaben und traditionellen Spezialitäten. Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) koordinierte wie im Jahr zuvor den Kampf gegen gefälschten Alkohol in der Schwerpunktaktion zu alkoholischen Getränken. Die dritte Schwerpunktaktion konzentrierte sich auf gefälschtes Olivenöl, geleitet von der US-Behörde FDA (Food and Drug Administration) und Europol.

Schwerpunkte der deutschen Operation OPSON XII

Aufgrund des Ukrainekriegs stiegen die Preise für Sonnenblumenöl, die deutschen Behörden entschieden sich daher, während OPSON XII schwerpunktmäßig potentiellen Verfälschungen bei Sonnenblumenöl und sonnenblumenölhaltigen Erzeugnissen nachzugehen. Untersucht wurde Sonnenblumenöl von raffiniert bis kaltgepresst, Sonnenblumenöl als Zutat in Margarine, Mayonnaise, Brotaufstrichen oder Chips sowie in Sonnenblumenöl eingelegte Erzeugnisse wie Thunfisch und Feta. Da es keine spezifischen Parameter für den Nachweis von Verfälschungen gibt, oblag es den zuständigen Sachverständigen in den Ländern zu entscheiden, welche Parameter untersucht und welche Analysenverfahren angewandt wurden.

Mögliche Verfälschungen:

  • Verwendung sortenfremder Öle, vor allem Palm- und Sojaöl
  • Verwendung von minderwertigen Ölen und raffinierten Ölen anstatt kaltgepressten Ölen.

Ergebnisse in Deutschland

Im Zeitraum von Dezember 2022 bis Mai 2023 wurden in zwölf Bundesländern 241 Proben Sonnenblumenöl und sonnenblumenölhaltige Erzeugnisse auf unlautere Praktiken untersucht. Die Probenahme fand hauptsächlich im Einzelhandel statt. Der Verdacht, dass Sonnenblumenöl durch den Preisanstieg und Verknappung vermehrt verfälscht wird, hat sich mit den Ergebnissen aus OPSON XII nicht bestätigt. Lediglich vier Öle (1,7 %) wurden aufgrund irreführender Angaben beanstandet. Zwei Sonnenblumenöle stehen im Verdacht, mit sortenfremdem Öl substituiert zu sein. Zwei Öle zeigten erhebliche Qualitätsmängel aufgrund von Oxidationsprodukten, die auf einen Fettverderb hinweisen.

Teilnehmende

An der diesjährigen Aktion beteiligten sich die Lebensmittelüberwachungsbehörden aus Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Sachsen und Schleswig-Holstein. Die Behörde aus Sachsen-Anhalt nahm im Beobachtungsstatus teil. Die Generalzolldirektion (GZD) stellte den Teilnehmenden eine Auswertung von Zolldaten über die Einfuhr von Sonnenblumenölen zur Verfügung. Die am BVL angesiedelte länderfinanzierte, gemeinsame Zentralstelle „Kontrolle der im Internet gehandelten Erzeugnisse des LFGB und Tabakerzeugnisse“, kurz G@ZIELT, beteiligte sich mit einer Recherche zu reinem Sonnenblumenöl für deutsche Verbraucher mit Sitz des Lebensmittelunternehmens in Deutschland. Die Ergebnisse der Auswertung der GZD und der Recherche durch G@ZIELT wurden in einigen Ländern in den Probenahmeplan für OPSON XII einbezogen. Das Bundeskriminalamt (BKA) beteiligte sich in der Funktion als nationale Kontaktstelle für Europol. Das Zollkriminalamt (ZKA) übernahm die Federführung bei der staatenübergreifenden Schwerpunkaktion gegen gefälschten Alkohol.

Den Teilnehmenden der Lebensmittelüberwachungsbehörden wurde eine Kooperation mit dem Nationalen Referenzzentrum für authentische Lebensmittel (NRZ-Authent) am Max Rubner-Institut (MRI) angeboten. Analog zu OPSON IX wurden Sonnenblumenöle mittels Fourier-Transform-Nahinfrarot (FT-NIR)-Spektroskopie analysiert. Das NRZ-Authent arbeitet zusammen mit dem MRI-Institut für Sicherheit und Qualität bei Getreide an der Entwicklung einer FT-NIR-Spektroskopie-Schnellmethode zur Überprüfung von Authentizitäts- und Qualitätsparametern in Ölen. Zur Kalibrierung und Validierung dieser Methode wurden die Ergebnisse der Überwachungseinrichtungen mit den Ergebnissen der FT-NIR verglichen. Gleichzeitig wird mit den Analysenergebnissen der Teilnehmenden der Aufbau einer Referenzdatenbank für Sonnenblumenöl unterstützt.

Warum wurde Sonnenblumenöl untersucht?

Die Wahl fiel auf das Thema Verfälschungen bei Sonnenblumenöl und Erzeugnissen mit Sonnenblumenöl, weil der noch andauernde Ukraine-Krieg zum Anstieg der Preise führte. Dieser Preisanstieg fiel im Frühwarnsystem ISAR (LINK) auf. Deutschland hat eine hohe Importabhängigkeit und einen geringen Selbstversorgungsgrad. Wichtigste Bezugsländer Deutschlands sind die Niederlande (35 %), Ungarn (29 %) und die Ukraine (19 %), indirekt importiert Deutschland über die Niederlande mehr Sonnenblumenöl aus der Ukraine.

Das MARS (Monitoring Agricultural Resources) -Bulletin des Wissenschaftlichen Dienstes der Europäischen Kommission 06/2022 prognostizierte bei der Ernte 2022 (Ernte im Oktober) in der Ukraine voraussichtlich einen Rückgang von 26 % bei der Sonnenblumenerzeugung [1]. Der Krieg sorgte zwar dafür, dass viele Erzeuger in Europa im Frühjahr 2022 mehr Sonnenblumen aussäten, jedoch führte die anhaltende Trockenheit dazu, dass dies die Gesamterntemenge nur sehr gering beeinflusste [2]. Dies gilt auch für Deutschland – hierzulande wuchs die Anbaufläche von Sonnenblumen zur Ernte 2022 um 122 %. Den Bedarf an Sonnenblumenöl kann Deutschland dennoch nur zu einem kleinen Teil (2021 zu 8 %) aus der heimischen Produktion decken [3, 4]. Nach dem Preishoch für Sonnenblumenöl im März 2022 (2.361 US$/t) sind die Preise stetig gesunken (September 2022: 1.204 US$/t) [5]. Die Auswirkungen des klimatischen Einflusses und der politischen Lage auf Sonnenblumenöl waren jedoch schwer abschätzbar.

Sonnenblumenöl ist ein preisgünstiges Speiseöl, bei dem sich eine Verfälschung eigentlich nicht lohnt. Durch den Ukraine Krieg gibt es eine Verknappung, die zu einer Streckung von Sonnenblumenölen führen könnte, so die Annahme der Behörden.

Presseinformationen:

Quellen:

[1] https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2022/220803_Versorgungsbilanz_Oel.html  (abgerufen am 12.10.2022, 12:30 Uhr)
[2] https://www.wochenblatt-dlv.de/maerkte/sonnenblume-mehr-flaeche-weniger-ertrag-570067  (abgerufen am 12.10.2022, 12:40 Uhr)
[3] https://www.agrarheute.com/markt/marktfruechte/ukraine-krieg-deutsche-landwirte-verdoppeln-anbau-sonnenblumen-596419  (abgerufen am 12.10.2022, 13:00 Uhr)
[4] https://lebensmittelpraxis.de/industrie-aktuell/34506-versorgungsbilanz-selbstversorgung-bei-raps-und-sonnenblumenoel-steigt.html (abgerufen am 12.10.2022, 14:05 Uhr)
[5] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1296737/umfrage/monatlicher-preis-sonnenblumenoel/ (abgerufen am 12.10.2022, 14:21 Uhr)

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