Webseite des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

INFOSAN – Globale Lebensmittelsicherheit

Gute Partnerschaften und gemeinsamer Informationsaustausch sind für ein effektives Handeln bei Bedrohungen der Lebensmittelsicherheit unerlässlich. INFOSAN verbindet Behörden für Lebensmittelsicherheit, um weltweit lebensmittelbedingte Risiken zu reduzieren.

Was ist INFOSAN?

Das International Food Safety Authorities Network kurz INFOSAN ist ein globales Netzwerk der nationalen Lebensmittelsicherheitsbehörden, welches im Jahr 2004 durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO, World Health Organisation) in Zusammenarbeit mit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO, Food and Agriculture Organization of the United Nations) entwickelt und gegründet wurde. Bis heute sind rund 190 Staaten INFOSAN beigetreten.

Was sind die Ziele von INFOSAN?

Ähnlich dem europäischen Schnellwarnsystem für Lebensmittel, Lebensmittelbedarfsgegenstände und Futtermittel (RASFF, Rapid Alert System for Food and Feed), ermöglicht INFOSAN den Behörden der Netzmitglieder einen raschen Informationsaustausch bei Ereignissen im Zusammenhang mit der Lebensmittelsicherheit, um etwa die Ausbreitung von Lebensmitteln, die ein ernstes öffentliches Gesundheitsproblem darstellen, von einem Land in ein anderes zu verhindern. INFOSAN unterstützt auch den Austausch von Erfahrungen und erprobten Lösungskonzepten, um Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Verbraucher zu optimieren.

Zudem möchte INFOSAN Partnerschaften und Zusammenarbeit zwischen Ländern und Netzwerken fördern und hilft Staaten bei der Stärkung ihrer Fähigkeit, Notfälle im Bereich der Lebensmittelsicherheit zu bewältigen.

Beispielbild Ziele von INFOSAN Beispielbild Ziele von INFOSAN Quelle: © INFOSAN Flyer/ BVL

Wer macht was bei INFOSAN?

Das Zentrum von INFOSAN bilden zwei weltweite Organisationen: INFOSAN wird gemeinsam von der WHO und der FAO betrieben, wobei die meisten operativen Funktionen von einem Sekretariat in der WHO-Leitstelle wahrgenommen werden. In jedem Mitgliedsland gibt es nationale, themenbezogene Kontaktstellen, die so genannten „INFOSAN Focal Points“, beispielsweise für Gesundheitswesen, Fischereiwirtschaft oder Landwirtschaft. Für dringliche Fälle gibt es „Notfallkontaktstellen“, die „INFOSAN Emergency Contact Points“. Um Ereignisse im Bereich der Lebensmittelsicherheit zu erkennen, überwacht das INFOSAN-Sekretariat eine Vielzahl von Informationsquellen, welche die Nahrungsmittelketten tangieren.

Beispielbild INFOSAN Netzwerkstruktur Beispielbild INFOSAN Netzwerkstruktur Quelle: © infosan members guide 2019

Die Struktur von INFOSAN zielt darauf ab, eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit zu fördern. Hierzu richten die Mitgliedsstaaten für den fachlichen Informationsaustausch beispielsweise sogenannte INFOSAN Focal Points ein. Dies sind fachspezifische Kontaktstellen in den Behörden für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Landwirtschaft oder Handel.

In Zusammenarbeit mit den Netzmitgliedern bewertet und verifiziert das INFOSAN-Sekretariat Informationen zu Ereignissen und unterstützt bei dessen Sammlung und Verbreitung.

Bei dringlichen Fällen von länderübergreifendem Ausmaß, versendet das INFOSAN-Sekretariat Warnhinweise an die Notfallkontaktstellen (INFOSAN Emergency Contact Points) der betroffenen Netzmitglieder, sodass diese erforderliche Maßnahmen ergreifen und ggf. weitere Ermittlungen durchführen können.

In Deutschland fungiert das BVL zum einen als Emergency Contact Point und bildet den Knotenpunkt für die rasche Weitergabe der Informationen an die zuständigen Behörden in den Bundesländern bzw. an das INFOSAN-Sekretariat. Zum anderen wurde ein Focal Point für Lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche eingerichtet.

Wie funktioniert das INFOSAN?

Wenn ein Ereignis im Bereich der Lebensmittelsicherheit, das importierte oder exportierte Lebensmittel betrifft, von einem INFOSAN-Mitglied identifiziert wurde, werden die entsprechenden Informationen an das INFOSAN-Sekretariat gesendet.

In Europa wird für den behördlichen Informationsaustausch das Schnellwarnsystem für Lebensmittel, Lebensmittelbedarfsgegenstände und Futtermittel (RASFF, Rapid Alert System for Food and Feed) genutzt. Daher werden Meldungen zu gefährlichen Produkten, welche auch Drittländer betreffen, von der zuständigen Behörde in einem Bundesland über das BVL an die Europäische Kommission geleitet. Diese übermittelt die für die Drittstaaten relevanten Informationen an das INFOSAN-Sekretariat. Informationen aus den Drittstaaten gelangen über die Europäische Kommission an das BVL, welches wiederum die Behörden in den Bundesländern informiert.

Alle erhaltenen Informationen werden durch das INFOSAN-Sekretariat zusammengefasst und bewertet.

Bei der Bewertung werden unter anderem die vom Lebensmittel ausgehende Gefahr und die damit verbundenen Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit eingeschätzt. Zudem wird die tatsächliche oder mögliche internationale Produktverteilung geprüft sowie die Frage, ob Krankheitsfälle vermutet oder bestätigt wurden. Gegebenenfalls werden die INFOSAN-Kontaktstellen der betreffenden Länder gebeten weitere Informationen beizutragen.

Die Untersuchungsergebnisse werden dann vom INFOSAN-Sekretariat auf der netzwerkinternen Webseite (ICW, INFOSAN Community Website) publiziert und betroffene Mitgliedsländer benachrichtigt.

Während die ausgetauschten Informationen in der Regel auf die direkt von einem Ereignis betroffenen Länder beschränkt sind, können größere und komplexere Ereignisse oder Krisen, eine breitere Kommunikation rechtfertigen und werden dem gesamten Netzwerk als sog. INFOSAN Global Alert mitgeteilt.

Jedes Ereignis ist anders und variiert in Art, geographischer Verteilung und Dauer. Dementsprechend variiert auch die Beteiligung des INFOSAN-Sekretariats und kann von der relativ einfachen Überprüfung von Informationen bis hin zur komplexen Koordinierung von Ereignissen und der Bereitstellung technischer Hilfe reichen.

IHR:

Die Internationalen Gesundheitsvorschriften (IHR, International Health Regulations (2005)) stellen eine Vereinbarung zwischen 196 Ländern, darunter alle WHO-Mitgliedstaaten, dar, die für die globale Gesundheitssicherheit zusammenzuarbeiten Durch die IHR haben die Länder vereinbart, ihre Kapazitäten zur Erkennung, Bewertung und Meldung von Ereignissen im Bereich der öffentlichen Gesundheit auszubauen. Die WHO übernimmt die koordinierende Rolle und hilft den Ländern gemeinsam mit ihren Partnern beim Aufbau von Kapazitäten. Die IHR umfassen auch spezifische Maßnahmen in Häfen, Flughäfen und an Grenzübergängen, um die Ausbreitung von Gesundheitsrisiken auf Nachbarländer zu begrenzen und ungerechtfertigte Reise- und Handelsbeschränkungen zu verhindern, so dass Verkehrs- und Handelsunterbrechungen auf ein Minimum beschränkt werden.

INFOSAN Community Website:

2012 rief das INFOSAN-Sekretariat die INFOSAN Community Website (ICW) ins Leben - eine sichere Online-Plattform, auf der INFOSAN-Mitglieder miteinander in Verbindung treten und sich miteinander austauschen können. Seit ihrer Einführung wurde die ICW als Hauptinstrument zur Verbreitung von Informationen zur Lebensmittelsicherheit an die Mitglieder in Notsituationen genutzt. Die ICW bietet den Mitgliedern auch ein Forum zur Diskussion aktueller Fragen der Lebensmittelsicherheit mit Experten aus der ganzen Welt und eine Chat-Funktion, die eine Echtzeit-Kommunikation mit anderen Mitgliedern, einschließlich des INFOSAN-Sekretariats, ermöglicht. Darüber hinaus dient die ICW als Aufbewahrungsort von Dokumenten zur Lebensmittelsicherheit, die für Fachleute im Bereich der Lebensmittelsicherheit, die in der Notfallvorsorge und -reaktion tätig sind, von weltweitem Interesse sind.

Ausbruch von Listeriose in Europa im Zusammenhang mit international vertriebenem Tiefkühlgemüse aus Ungarn

Im Juni 2018 wurde dem INFOSAN-Sekretariat ein längerer Ausbruch gemeldet, der 47 Fälle von invasiven Listeria monocytogenes in fünf Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) im Zusammenhang mit gefrorenem Mais und anderem Tiefkühlgemüse, das in einer einzigen Anlage in Ungarn verarbeitet wurde, umfasste. Der gefrorene Mais und das andere gefrorene Gemüse wurden zu verschiedenen Produkten weiterverarbeitet. Die betroffenen Produkte wurden innerhalb der EU in großem Umfang verteilt, außerdem fand eine sekundäre und tertiäre Verteilung an die Empfängerländer statt. Insgesamt erhielten über 120 Länder die betroffenen Produkte.

Aufgrund der breiten und komplexen Verteilung der betroffenen Produkte meldete das INFOSAN-Sekretariat einen sogenannten Global Alert, in der alle INFOSAN-Mitglieder über den laufenden Ausbruch und die anschließende Verteilung benachrichtigt wurden, um sie darüber zu informieren, ob sie betroffene Produkte erhalten hatten oder nicht, bzw. um ihnen die Möglichkeit zu geben, entsprechende Maßnahmen zum Risikomanagement zu ergreifen.